A.J.Triskel

Geschichten aus der BDSM-Welt

Zappen

Ich schalte den Fernseher ein. Auf Sat 1 laufen Nachrichten. Im Hintergrund sieht man einen Mann, der von Polizisten abgeführt wird. Die Nachrichtensprecherin erzählt, dass er eine Nancy Faeser Voodoo-Puppe gebastelt hat und darin Nadeln gestochen haben soll. Fünfhundert Spezialeinsatzkräfte hätten nach Hinweisen von V-Leuten des Verfassungsschutzes, die Person, deren Geschlecht noch nicht eindeutig ermittelt ist, überwältigt. Sie sitzt inzwischen wegen versuchten Mordes in Untersuchungshaft.
Kopfschüttelnd zappe ich weiter: RTL.
Die Aufstellung der Deutschen Nationalmannschaft ist eingeblendet. Die männlichen Spieler gehören für mich zwar nicht zur ersten Wahl, aber ich vermute ein Testspiel. Dann wird eine Sportjournalistin eingeblendet, die Frau Ataman fragt, ob mit der Aufstellung das Finale der Frauenfußball Weltmeisterschaft gewonnen werden könnte. Diese antwortet, dass sie enttäuscht ist, dass immer noch Spieler*innen im Kader wären, die keinen Migrationshintergrund haben. Ich bohre mit den Fingern in den Ohren. Noch habe ich die Hoffnung auf einen Hörschaden. Meine Hand zittert leicht, als ich weiter zappe.
Die Optik erinnert mich an NTV, doch heißt der Sender jetzt Woke.
Eine Person mit maskulinen Gesichtszügen, langen Haaren und einer Oberweite, die mindestens G-Körbchengröße hat, verkündet freudestrahlend, dass diese Woche sechsundvierzig Kita-Kinder erfolgreich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen worden sind. Ein Politiker ist wegen Homophobie aus dem Bundestag ausgeschlossen worden, weil er sich geweigert hat, den Avancen eines anderen Mannes nachzugeben. Der/die/das Nachrichtensprecher teilt mit, dass der Homophobie endgültig ein Ende gesetzt werden muss und Heterosexualität als Kapitalverbrechen eingestuft werden soll. Der Antrag dazu ist bereits im Bundestag eingereicht.
Panisch zappe ich weiter. Ich spüre den Schweiß bereits auf der Stirn.
Eine Talkrunde auf ARD.
Jan Böhmermann moderiert »hart, aber fair«. Zu Gast sind Ricarda Lang, Cem Özdemir, Carla Hinrichs und Luisa Neubauer, die auf dem Weg zu einer Klimakonferenz aus ihrem Flieger zugeschaltet ist. Einen Grillteller vernichtend schwadroniert Lang, dass Fleischkonsum zu einem Privileg der Besserverdienenden werden muss. Die Klimaerwärmung erlaube es nicht, dass jeder ein Recht auf Fleisch hat. Özdemir fügt hinzu, dass Fleischersatz aus Petroleum und Maden vollkommen ausreichend für die unteren Einkommensschichten ist. Böhmermann setzt einen obenauf, indem er aussagt, dass er jedem wünscht, an seinem Steak zu ersticken, der es sich nicht leisten kann, für hunderttausend Dollar im Jahr eine CO2-Flatrate zu erwerben. Hinrichs kündigt an, sich in Zukunft vermehrt vor Metzgereien zu kleben. Meilen-Luisa wird zugeschaltet. Sie sitzt in einem ansonsten leeren Flugzeug. Vor ihr liegen Schecks von NGOs, deren Anblick bei ihr erotische Gefühle auslösen, die in den Gesichtszügen erkennbar sind. Auf Nachfrage gibt sie zum Besten, dass die Klimaerwärmung es nicht zulasse, dass man viermal im Jahr in den Urlaub fliegt. Plötzlich sieht sie aus dem Fenster, winkt und wirft Kusshände. Da fliegt Greta, erzählt sie freudestrahlend. Die Kamera schwenkt auf das Flugzeug, das in Sichtweite vorbeifliegt. Ich frage mich, ob niemand die Doppelmoral auffällt und zappe weiter.
Auf Welt wird berichtet, dass unsere Außenministerin die Osterinseln mit einem Handelsembargo belegt hat, weil ihr dort die Frauenrechte nicht feministisch genug sind. Ich zappe schnell weiter, bevor noch berichtet wird, dass sie Außerirdischen den Krieg erklärt hat.
Auf Pro 7 wird das neue Kinderbuch von Robert Habeck vorgestellt. Der Titel »Sind Atompilze nicht wunderschön«, lässt eine eiskalte Welle durch meinen Körper fahren. Auf dem Cover sieht man Kinder Händchen haltend auf einer Wiese sitzen und Atompilze am Horizont bewundern. Mir gruselt es. Ich zappe weiter und lande beim ZDF mit Markus Lanz. Zu Gast sind Anton Hofreiter, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Richard David Precht und Karl Lauterbach. Lanz fragt, ob die Pandemie jetzt vorbei sei. Lauterbach erwidert, ja, nein, äh, also, nach der Pandemie ist vor der Pandemie. Die Maßnahmen müssen aufrechterhalten, eventuell sogar verschärft werden, um dem nächsten Virus erst gar keine Chance zu geben. Lanz fragt, ob das nicht übertrieben wäre. Lauterbachs Kopf ist nach vorn gekippt. Als Lanz die Frage wiederholt, reißt Lauterbach den Kopf hoch und stottert etwas von Killerviren und Mutanten. Hofreiter grätscht dazwischen. „Wir haben andere Probleme als Viren. Wir müssen zunächst die Russen bei der Verteidigung gegen den ukrainischen Aggressor unterstützen.“
Noch während ich an einen Versprecher glaube, fügt Zimmermann hinzu, dass wir sofort schwere Waffen an Putin liefern müssen.
Precht meldet sich schüchtern zu Wort: „War nicht gestern noch Russland der Böse und die Ukraine das Opfer?“
„Sind Sie senil?“, fährt ihn Hofreiter an. „Oder gehören Sie jetzt zu den Selenskyj-Verstehern?“
Freundlich aber bestimmt fordert Lanz seinen ehemaligen Freund auf, das Studio zu verlassen, weil er dessen rechte Ansichten nicht in seiner Sendung haben möchte.
Panisch schalte ich den Fernseher ab und suche im Internet nach Beweisen für Prechts Aussage. Doch alle Berichte, die ich finde, besagen, dass wir schon lange gegen die Ukraine Krieg führen und Russland unser Verbündeter ist. Jetzt bin ich überzeugt, dass es tatsächlich Wahnsinnige gibt, die aus einem Roman eine Gebrauchsanweisung gemacht haben.
Ich schlage die Augen auf und bin schweißgebadet. Mein Körper zittert. Erleichtert darüber, dass alles nur ein Albtraum war, greife ich zur Fernbedienung und schalte den Fernseher ein. Auf Sat 1 laufen Nachrichten. Im Hintergrund sieht man einen Mann, der von Polizisten abgeführt wird …